Geschichte
Johan Ulrich Himbsel
1840er Jahre
Planung Eisenbahnstrecke München-Starnberg. Starnberg bisher ländliches Idyll ca 700 Einwohner.
Kühne Planung - Bauzeit 1 Jahr! Johann Ulrich Himbsel, Planung zur Streckenführung und zum Bahnhof 1854. Man erkennt deutlich die geplanten Aufschüttungen. Quelle: Starnberger Stadtgeschichte Band 9/1 S.146
1843-1845
Baurat Himbsel Architekt/Planer in München bemüht sich um die
Erlaubnis die erste privatwirtschaftliche Eisenbahnstrecke in Bayern zu bauen.
1849
König Max II. bewilligt Bau der Eisenbahn und Einrichtung der Dampfschifffahrt.
1851
Feierliche Eröffnung der Dampfschifffahrt mit Raddampfer „Maximilian“.
Bis 1900 kommen noch 4 Raddampfer dazu von 300 bis 1200 Personen!
1854
Eröffnung der Eisenbahnstrecke Pasing-Starnberg nach 1 Jahr Bauzeit.
Als weitblickender Unternehmer begründete er den wirtschaftlichen Aufschwung
der ganzen Region. „Seine Leistung war zu dieser Zeit in Bayern einzigartig“.
Die Verbindung von Schifffahrt und Bahn steigerte die Attraktivität beider enorm.
Er löste damit einen Bauboom aus, der heute noch anhält!
1863
Übernahme der weiteren Planungen durch das zuständige Bahnamt.
1865
Weiterführung der Strecke nach Tutzing, dann weiter über Weilheim und
Murnau nach Garmisch. Die Gleise müssen von der Landseite des Bahnhofs
auf die Seeseite verlegt werden.
Rasante Entwicklung! Bauliche Veränderung des Bahnhofs nach der Verlegung der Gleise, um 1865/67.
Quelle: Starnberger Stadtgeschichte Band 9/1 S. 147
Ab 1884
Schrittweiser Ausbau auf zwei Gleise. Bau der Unterführung zum See und
der Unterführung Bahnhofstraße-Undosa.
1885
Bau der Bahnsteigdächer
1899
Vor dem Bahnhof 5 Gleise! 1600 qm wurde im See aufgeschüttet, Bau des Bahnsteigs zu Gleis 4 und 5.
Georg Friedrich Christian von Bürklein
1813-1872
Architekt und Städtebauer, Schüler von Friedrich von Gärtner, hat (nicht nur!) in München prägende Spuren hinterlassen. König Maximilian II., gab Bürklein den Auftrag zum Bau des Maximilianeum, heute Bayerischer Landtag, und dem Monumentalbau der Regierung von Oberbayern. Diese Fassade gilt als Paradebeispiel des Maximilianstils mit einem Formenvokabular, das sich gotischen, aber auch an romanischen Kirchenbauten orientiert. Mit dem Bau der Maximilianstraße hat Bürklein München ein beeindruckendes Ensemble hinterlassen! Bürklein trat in die Generalverwaltung der königlichen Eisenbahnen in München ein und schuf 1847 bis 1849 das Bauwerk, das ihn damals berühmt machte: Die Empfangshalle des Münchner Hauptbahnhofs ( im 2.Weltkrieg zerstört). In der Folge plante er die Bahnhöfe Pasing und Augsburg u.a.m. und sämtliche Stationen der Strecke nach Starnberg und darüber hinaus Feldafing und Possenhofen.

1854
Die königliche Familie reiste ab 1854 mit dem Zug nach Starnberg. Das Empfangsgebäude in Starnberg wurde als königlicher Repräsentationsbau in reicher Architektursprache errichtet. Er mußte für hohe und höchste Herrschaften auch prächtig ausgestattet werden! Davon zeugt noch der „Salon für allerhöchste Herrschaften“.
Gegenwart
1987
Schließt die Stadt Starnberg unter der Federführung des jungen Stadtrats Dr. Otto Gassner einen Vertrag mit der "Deutschen Bundesbahn“ zur Neugestaltung und Finanzierung aller Bahnanlagen und ergänzenden Einrichtungen in Starnberg, geschätzte Gesamtsumme 44 Mio. D-Mark zzgl. Mwst., davon 36,8 Mio. D-Mark Bahntechnik.
Ziel dieser Vereinbarung für die Stadt war
1. Erlangung der für den Bahnbetrieb entbehrlichen Grundstücke und Brachflächen entlang der Gleistrasse von der Josef-Jägerhuber-Strasse bis zum Undosa nach der Reduzierung der Gleisanlagen auf 3 Gleise. Regelung zur Finanzierung sowie zur Veräußerung dieser Flächen.
2. Übertragung des Historischen Bahnhofs am See.
3. Umgestaltung der Bahnanlagen zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse in Starnberg, insbesondere im Bereich Bahnhof See und Innenstadt.
4. Flächengewinne auf der Seeseite der Bahnanlagen zu Gunsten einer attraktiveren Promenade mit Tourismusmagneten (damals liebäugelte man mit Hotel und/oder Spielbank am Seespitz). Insgesamt rechnete der damalige Stadtrat damit, diese "Seeanbindung - bessere Vernetzung von Stadt und See” durch die Schaffung von Baurecht auf den ehemaligen Bahnflächen und deren anschließender Vermarktung finanzieren zu können.
Im Gegenzug gestand der Vertrag der Bundesbahn folgende Dinge zu:
1. größere Gleisradien, um schneller - anstatt 60 mit 80km/h - fahren zu können, unter zur Verfügungstellung dafür notwendiger Grundstücke durch die Stadt.
2. ein Auszieh-/Wendegleis 210m unmittelbar südwestlich an die Bahnhofsbauten anschließend zwischen Undosa und Bayerischen Hof
3. Neubau des Bahnhof Nord, der die Service-Funktionen mit Schalter etc., Busbahnhof und neuen Park&Ride-Anlagen übernimmt (im Gegenzug Schließung Bahnhof Mühltal). Daher war hier auch der Regionalzug-Halt geplant!
Der Neubau sollte aus dem Erlös nach dem Verkauf ehemaliger Bahnflächen hinter der Evangelischen Kirche bezahlt werden, was aber durch stattdessen erzielte Verluste aufgrund der langen Planungsdauer misslang und somit der neue Bahnhof von der Stadt finanziert werden musste.
4. Für die dann betriebstechnisch entbehrlichen Flächen sollte die Stadt einen Kaufpreis zwischen 9,7 und 12,1 Millionen Euro zahlen.
5. Alle aus dem Vertrag resultierenden Kosten - für Planung und Bau des Bahnhofs Nord, Verlegung des Regionalzughalts dorthin, Abbruch Bhf Mühltal, den Umbau der Gleisanlagen und des Seebahnhofs einschließlich Bahnunterführungen und Bahntechnik (damals geschätzt 18,5 Millionen Euro für die Bahntechnik) trägt die Stadt Starnberg. Insgesamt wurden bei Vertragsabschluss 1987 die Gesamtkosten für die Stadt mit 22,4 Millionen Euro beziffert.
Im Juli 2019 bezifferte das Stadtbauamt die auf 2030 hochgerechneten Kosten für:
Verlegung Regionalzughalt 6,9 Mio €
Rückbau Bahnhof Mühltal: 0,7 Mio €
Erneuerung Gleisanlagen mit Unterführungen: 121,2 Mio €
Summe 128,8 Mio €
Dazu für Umbau von Stadt und See Promenade 27,7 Mio €
Zum damaligen Zeitpunkt konnte man allerdings weder die Auswirkungen des Ukrainekrieges noch die galoppierende Inflation voraussehen.
Die Deutsche Bahn hat die Stadt Starnberg Anfang 2020 auf die Zahlung von 170 Mio € Schadensersatz wegen nicht Erfüllung des inzwischen verjährten Vertrages aus 1987 verklagt. Stadt und Bahn verhandeln wieder.
Heute
Während heute eine Reihe dieser Bahnhöfe bis zur Unkenntlichkeit verändert wurden, bzw. Starnberg inzwischen weitgehend verwahrlost ist, gelang es in Pasing trotz des massiven Ausbaus der Gleisanlagen das Empfangsgebäude in Funktion und Anlage mit einem großzügigen Vorplatz zu erhalten.
Der Bahnhof Feldafing ist sicher das schönste Beispiel auf dieser Strecke einer denkmalgerechten Sanierung und Revitalisierung durch die öffentliche Nutzung als Rathaus mit Restauration/Cafe!
Zukunft
Notwendige Veränderungen verbinden die Geschichte des historischen Bahnhofsgebäudes mit den Anforderungen der Zukunft.

Aquarell Brigitte Hinze